1881
Anläßlich einer Ausschußsitzung am 28. Februar erklärte Feuerwehrhauptmann Fara, Paradeuniformen auf seine Kosten anfertigen zu lassen, gegen eine geringe Rückzahlungsrate von 20 Kreuzern pro Woche.
Es wurden 20 verschiedene Übungen abgehalten und der Übungsbesuch als sehr gut bezeichnet. Im Jahre 1881 wurde das Feuerwehrgerätehaus vom ehemaligen Theatergebäude (Bürgerspital) in den Widhof, Stiegengasse 2, verlegt. Acht Brandeinsätze ergaben sich und außerdem vier vergebliche Ausfahrten. Drei Schlauchhaspeln, 40 m Schläuche und ein Signalhorn wurden angeschafft.
1882
Der Vorschußverein Tulln widmete der Feuerwehr den Betrag von 200 Gulden. Damit wurde bei der bekannten Firma Köllsch in Graz eine Schiebeleiter (14 m) angekauft. Über Anforderung der k.k. Bezirkshauptmannschaft Hernals mußte bei einem "in Tulln anwesenden Theater" die Brandsicherheitswache gestellt werden. Am 2. Jänner ergab sich ein Wachdienst anläßlich einer Hochwassergefahr. Die Sparkasse übergab 50 Gulden zum Ankauf von Schläuchen.
13 Brandeinsätze und 2 blinde Alarme ergaben sich im Jahre 1882.
1883
Erstmalig in der Geschichte der freiwilligen Feuerwehr der Stadt Tulln mußten zwei Brandeinsätze an einem Tag geleistet werden. Es war dies am 26. Februar, und zwar ein Brand in Ollern und ein Brand in Tulln, Karlsgasse 9.
Bei einem Brand in Staasdorf am 7. Oktober erlitt der Hornist Obermeier eine Zerrung des Schultergelenkes. Er erhielt 14 Gulden von der Unterstützungskasse. Insgesamt ergaben sich 9 Brandausrückungen und 9 Brandsicherheitswachen. 8 Übungen wurden abgehalten.
Die Stadtgemeinde übergab der Feuerwehr für die Jahre 1882 und 1883 eine Subvention von 100 Gulden. Auch regelte die Gemeinde die Bespannung der Feuerwehrwagen, dies wurde von der Feuerwehr besonders dankbar anerkannt. Feuerwehrhauptmann Fara legte seine Stelle zurück.
1884
Anton Eibensteiner wurde zum Hauptmann gewählt. 7 Brandeinsätze sind verzeichnet, darunter der Brand einer Schiffmühle am 25. August in Muckendorf und der Brand von zwei Schiffmühlen am 16. Dezember in Tulln.
Am 20. Juli fand ein Fest des Bezirks-Feuerwehrverbandes Tulln statt. Eine Großübung am "Spenglerhaus am Platz" war der Mittelpunkt des Festes. Es erschienen die Freiw. Feuerwehren Wien IX. (Alsergrund), Eggenburg, Gmünd, Weikersdorf, Rodaun, Hernals, Währing, Heiligenstadt, Nußdorf, Klosterneuburg, Weidling, Königstetten, Tulbing, Staasdorf, Freundorf, Sieghartskirchen, Rappoltenkirchen, Preßbaum, Neuaigen, Stockerau, Hausleiten, Korneuburg und eine Abordnung der Wiener Berufsfeuerwehr. Insgesamt waren über 300 Feurwehrkameraden anwesend.
Zum Obmann des Bezirksfeuerwehrverbandes Tulln wurde Anton Eibensteiner (Tulln) gewählt, zu seinem Stellvertreter Ignaz Köpfinger (Königstetten) und zum Schriftführer Josef Köstlbauer (Tulln).
1885
Die Feuerwehr trat dem I. NÖ Feuerwehr-Unterstützungsverein bei. Bereits am 10. März erhielt H. Ostermayer von dem genannten Verein eine Unterstützung von 50 Gulden. Dr. von Vigili scheint als erster Feuerwehrarzt auf. Er behandelte verunglückte Feuerwehrmänner kostenlos. Mag. pharm. Lunaczek überließ kostenlos Medikamente. Die Generalversammlung, bei der M. Eibensteiner zum Hauptmann gewählt wurde, fand am 11. Jänner statt.
Die Feuerwehren Radlbrunn, Tulbing, Staasdorf und Neuaigen wurden vom Tullner Exerziermeister Köstlbauer gänzlich unentgeltlich eingeübt. Der Mannschaftsstand wuchs im Laufe dieses Jahres von 49 auf 88 Feuerwehrleute.
Die Stadtgemeinde gab ihrer Feuerwehr eine Subvention von 50 Gulden. Am 18. Juli legte Hauptmann Anton Eibensteiner seine Stelle nieder. Durch seine mustergültige Dienstauffassung genoß er bei seinen Kameraden die größte Achtung. Zum Hauptmann wurde Josef Eret gewählt. Ein Steigerhaus errichtete man "an der Stelle wo die Mühlen standen". Das Holz spendete Herr Theodor Anton. Erzherzog Albrecht ließ der Feuerwehr eine Spende von 30 Gulden überweisen.
Dem Viertelsvertreter Josef Koch, Hauptmann der Freiw. Feuerwehr Simmering (Ort) war es zu danken, daß für die Tullner Wehr vom NÖ Landesausschuß eine Subvention von 200 Gulden erwirkt werden konnte. In der Sitzung vom 26. Oktober wurde beschlossen, eine Kasse zur Unterstützung verunglückter Feuerwehrmänner in Tulln zu gründen.
Es wurde neunmal zu Bränden ausgerückt, 25 Übungen und mehrere Brandsicherheitswachen abgehalten. Eine genaue Überprüfung der Gurte, Rettungsleinen und Leitern wurde durchgeführt. Es konnten keine Mängel festgestellt werden.
1886
Am 24. Jänner fand die Jahresversammlung im Hotel Brenner statt bei der die Feuerwehr Tulln geteilt wurde: Die erste Abteilung unter dem ersten Hauptmann bestand aus drei Löschzügen, welche außer dem internen Dienste auch den auswärtigen Dienst, sowie Wachen und Bereitschaften versahen. Die zweite Abteilung unter dem zweiten Hauptmanne trat nur bei Bränden in Tulln in Aktion; sie bestand aus einem vollständigen Löschzuge, einem Wasserbeschaffungszuge und einem Ordnungszuge.
Aus einer Spende der Sparkasse erfolgte der Ankauf von Saug- und Druckschläuchen. Mit Unterstützung der Gemeinde wurde von der Firma Hekele, Wien-Fünfhaus, ein Hydrophor gekauft, am 21. März erprobt und übernommen.
Immer wieder wird der tüchtige Exerziermeister der Tullner Feuerwehr, Josef Köstlbauer, lobend erwähnt.
16 Übungen wurden durchgeführt und zu drei Bränden ausgerückt.
1887
Wegen seiner Tätigkeit als Stadtkämmerer legte das Gründungsmitglied der Feuerwehr, Josef Eret, seine Hauptmannstelle nieder. Zum neuen Hauptmann wurde der Baumeister Bruno Großmann gewählt.
Die Feuerwehr erhielt durch die Rührigkeit des Kommandanten-Stellvertreters Brenner unentgeltlich einen Schlauchwagen, indem einige Gönner sich durch Geldspenden verdienstlich machten, während die Geschäftsleute und zwar die Herren Leithäusl, David, Brosch, Binder die Arbeit kostenfrei leisteten. Der Schlauchwagen bewährte sich sehr gut. Der Mitgliederstand betrug 90 Mann.
Herr Leiter spendete eine Rauchmaske, die dürfte das erste Atemschutzgerät der Tullner Feuerwehr gewesen sein. Der Schriftführer der FF Tulln, Leopold Berger, wurde Obmann des Bezirksfeuerwehrverbandes Tulln. Es mußte auch eine Reparatur "der vielgeliebten Leni" (Fahrspritze) - wie es im Protokollbuch wörtlich heißt - durchgeführt werden. Beim 13. NÖ Landesfeuerwehrtag in Wien am 2. Oktober wurde beschlossen, den nächsten Landesfeuerwehrtag in Tulln abzuhalten.
24 Brandeinsätze werden für das Berichtsjahr verzeichnet, 13 Übungen dienten zur Weiterbildung der Mannschaft.
1888
Am 29. Jänner fand die Generalversammlung im Hotel Brenner statt.
Wie immer bewilligte die Gemeinde 60 Gulden an Subvention. Die Sparkasse widmete zur Anschaffung von Lodenblusen 150 Gulden. Am 10. August fand das Fest des 10jährigen Bestandes statt. Es war verbunden mit einer Großübung am Minoritenplatz.
An Leistungen wurden erbracht: 11 Brandeinsätze, 43 Brandsicherheitswachen, 17 Übungen
1889
Die Sparkasse spendete auch in diesem Jahr der Feuerwehr, und zwar 100 Gulden. Von Frau Bauser erbte die Feuerwehr 100 Gulden.
5 Brandeinsätze und 17 Übungen wurden verzeichnet. Der Stand betrug 94 Mann. Erstmalig fand auch im Rahmen der Feuerwehr eine Chargenschule statt.
1890
Immer wieder bereiten die mangelhaften Löschwasservorkehrungen bei den Scheunen der Feuerwehr eine große Sorge.
Viel Arbeit brachte allen Kameraden und sonstigen Helfern der 14. NÖ Landesfeuerwehrtag, der am 20. Juli in Tulln abgehalten wurde. Unter dem Vorsitz des Obmannes des NÖ Landesfeuerwehrverbandes Dr. Josef Wedl (Wiener Neustadt) wurden die Beratungen des Landesfeuerwehrverbandsausschusses vorgenommen. Vertreter von 101 Feuerwehren mit über 2000 Mann waren "mittels Dampfroß oder Mannschaftswagen" in Tulln erschienen. An einer Großübung am Hauptplatz nahmen 13 Freiw. Feuerwehren aus der näheren Umgebung von Tulln teil.
Anläßlich des Landesfeuerwehrtages fand auch eine Ausstellung verschiedener Firmen statt, dabei wurden Feuerwehrfahrzeuge und Geräte, Leitern, Sanitätsgeräte, Uniformen sowie Telephon- und Telegrapheinrichtungen zur Schau gestellt.
3 Brandeinsätze mußten geleistet werden.
1891
Der am 22. Februar abgehaltenen Generalversammlung wohne eine Deputation der Freiw. Feuerwehr Königstetten bei, welche dem verdienstvollen Exerziermeister Köstlbauer das Diplom als Ehrenmitglied der ältesten Feuerwehr des Bezirkes überbrachte. Bei der durchgeführten Wahl wurde Wilhelm Eder zum Kommandanten gewählt. Er erklärte sich bereit, für die Kosten der Errichtung einer "Telegraphischen Verbindung zur Alarmierung sämtlicher Feuerwehrmitglieder" leihweise aufzukommen. Die Anlage wurde von Korporal Devok des in Tulln stationierten Kavallerie-Telegraphenkurses erbaut und im Jahre 1894 fertiggestellt. Sie kostete 774 Gulden. Viele Gönner hatten sich durch Geldspenden um dieses Werk der "stillen Alarmierung" verdient gemacht.
Im Rahmen des Gemeindeausschusses wurde eine Feuerlöschkommission gebildet. Sie bestand aus Gemeinderäten und Feuerwehrfunktionären. Ihre Aufgabe bestand darin, die Gemeinde in allen Angelegenheiten des Brandschutzes zu beraten.
Die Gemeinde kaufte 300 m Schläuche. Eine neue Feuerlöschordnung für die Stadt Tulln wurde ausgearbeitet. Im Berichtsjahr fanden auch wieder Ausbildungskurse für die gesamte Mannschaft statt.
4 Brandeinsätze
1892
Im Rahmen der Feuerwehr wurde ein Musikfonds gegründet. 6 Brandeinsätze, 1 Hochwassereinsatz, 18 Übungen
1893
Über Ersuchen des Reichs-Kriegsministeriums wurde im Rahmen der Feuerwehr eine "Lokal-Krankentransport-Kolonne" des Roten Kreuzes gebildet. Es war dies die Kolonne Nr. 72, die geforderte Mannschaftszahl betrug 16. Tatsächlich meldeten sich jedoch 18 Kameraden für diesen Dienst. Die Ausbildung führte Stadtarzt Dr. Julius Plenk durch. Nach der Dienstinstruktion dieser in ganz Österreich errichteten Kolonnen hatten die Feuerwehrmänner im Falle einer Mobilisierung den Transport der in der Heimat eintreffenden verwundeten oder erkrankten Soldaten zu übernehmen.
Diese Kolonne bildete auch den Grundstock für die Feuerwehr-Rettungsabteilung Tulln. Eine Inspizierung dieser Kolonne durch den Sanitätschef des II. Korpskommandos, Generalstabsarzt Dr. Friedl, fiel zur vollsten Zufriedenheit aus.
Die Feuerwehr-Alarmleitung wurde jährlich durch die Gemeinde mit 20 Gulden und von Seiten des "Militär-Ärars" jährlich mit 50 Gulden subventioniert.
11 Brandeinsätze
1894
Einführung von Chargenübungen und Aufstellung eines Übungsplanes. Eine mehrmalige Tätigkeit der Rettungsabteilung wird lobend erwähnt.
2 Brandeinsätze, 13 Übungen
1895
Im Berichtsjahr wurden die Schulden bezüglich der Alarmleitung voll beglichen, ebenso der Schuldbetrag der anläßlich der Abhaltung des 14. NÖ. Landesfeuerwehrtages im Jahre 1890 entstanden war.
Besonders freute sich die Feuerwehr, daß sie in ihrer Gesamtheit zur Hochzeit ihres Kommandanten Wilhelm Eder eingeladen wurde. "Es war eine Hochzeit für die gesamte Feuerwehr" heißt es im Protokoll des Jahres 1895.
6 Brandeinsätze
1896
Bei der Firma Dobrobovolsky wurden neue Helme angeschafft.
Am 5. August legte Kommandant Eder seine Stelle nieder. Bei der außerordentlichen Hauptversammlung vom 26. August wurde Leopold Berger, Lehrer, zum Kommandanten gewählt.
6 Brandausrückungen und eine "stattliche Anzahl" an Übungen.
1897
Eine Überholung der gesamten Alarmleitung mußte vom Wiener Elektromeister Engelmann durchgeführt werden.
Anläßlich der Unwetter- und Hochwasserkatastrophen des Jahres 1897 hatte die Feuerwehr Dammsicherungsdienst geleistet und die Rettung von Haustieren durchgeführt. 50 Mann standen 2.408 Stunden im Einsatz.
1898
Anläßlich des 20jährigen Bestandes der Feuerwehr wurden eine Geräteschau und eine Großübung mit mehreren Nachbarfeuerwehren abgehalten. Kommandant Berger und Hauptmann Sedlmayer wurden Ehrenmitglieder des Veteranvereines Tulln. Obmann Holzschuh überreichte die Diplome.
2 Brandeinsätze und eine "große Zahl" von Übungen.
1899
Im Protokoll wurde vermerkt, daß die "Finanzen auf glänzend stehen". Alle Schulden wurden bezahlt. Anläßlich der Hochwasserkatastrophe mußten mehrtägige Bereitschaftsdienste geleistet werden.
1900
Der Übungsbesuch wird als sehr gut bezeichnet. Kommandant Berger legte seine Stelle wegen beruflicher Verhinderung nieder. Er wurde zum Ehrenhauptmann ernannt. Die Chargen und die Mannschaft überreichten ihm eine "Ehrenkette" (vermutlich eine Uhrkette).
Für die Zeit von 1901 bis 1920 fehlen die Protokolle. Einige Angaben konnten aus den Kassabüchern entnommen werden.